5. Januar 2023 – Wie kam es eigentlich zur Didaktik des Flipped Classroom bzw. Inverted Classroom, welche Grundlagen sind nennenswert, worin liegen die Vorteile und welche Bedenken bestehen?

Dazu habe ich unter der geduldigen Mitwirkung des ChatGBT diesen Blogbeitrag für Sie erstellt.

Der Inverted Classroom, auch Flipped Classroom genannt, ist ein Lehransatz, bei dem die traditionelle Reihenfolge von Vorlesung und Hausaufgaben umgekehrt wird.

Dazu werden die Vorlesungen – noch vor dem nächsten Termin in der Klasse – als Hausaufgaben in Form von Videos oder anderen digitalen Medien zur Verfügung gestellt, die von den Lernenden in der Regel vorbereitend daheim angeschaut werden. Der eigentliche Klassenraum wird dann für Lernaktivitäten wie Diskussionen, Projektarbeiten und Übungen verwendet.

Ursprung

Die Geschichte des Inverted Classroom geht zurück auf das Jahr 2007, als die Lehrenden Jonathan Bergmann und Aaron Sams damit begannen, kurze Videos für ihren Chemieunterricht zu produzieren, in denen sie die Inhalte ihres Unterrichts erklärten.

[Anmerkung: Ich selbst hatte bereits im September 2006 an der RFH Köln damit begonnen, eigenhändig produzierte Lehrvideos zur Medientheorie den Studierenden zur Vorbereitung auf die folgenden Lehrveranstaltungen in meiner eigenen ersten Moodle-Instanz bereitzustellen. M.G.]

Die Lernenden konnten diese Videos vorab zu Hause anschauen und hatten im Unterricht die Möglichkeit, die Inhalte zu vertiefen und Fragen zu stellen.

Das Konzept des Inverted Classroom fand schnell großen Anklang und wurde bald in vielen Schulen und Hochschulen weltweit eingesetzt.

Wissenschaftliche Grundlage

Der Inverted Classroom basiert auf Erkenntnissen der Neurowissenschaften, die zeigen, dass das menschliche Gehirn am besten in der Lage ist, neues Wissen aufzunehmen und zu verarbeiten, wenn es aktiv eingebunden wird und sich mit dem Gelernten auseinandersetzt.

Im traditionellen Unterricht findet jedoch häufig eine nur passive Wissensvermittlung statt, bei der der Lehrende das Wissen vorträgt und die Lernenden es aufnehmen, ohne es aktiv anwenden zu können.

Der Inverted Classroom versucht, diesen Mangel auszugleichen, indem er den Lernenden die Möglichkeit gibt, sich zuvor eigenständig mit dem Lernstoff auseinanderzusetzen und ihn dann gemeinsam aktiv anzuwenden.

Zielsetzungen der Didaktik

Eines der Hauptziele des Inverted Classroom ist es, den Unterricht für Lernende individueller und personalisierter zu gestalten.

Durch die Möglichkeit, das Lernmaterial selbstständig und in einem eigenen Tempo durchzuarbeiten, können Lernende ihren individuellen Lernbedarf besser abdecken.

Auch die Beteiligung im Unterricht wird durch den Flipped Classroom gefördert, da Lernende ihre Fragen und Anmerkungen direkt im Klassengespräch einbringen können.

Umsetzung

Ein wesentlicher Bestandteil des Inverted Classroom ist die Verwendung von digitalen Medien und Lernplattformen. Vor dem Unterricht werden dem Lernenden entsprechende Lernvideos oder andere digitale Lernmaterialien zur Verfügung gestellt, die er sich ansehen und bearbeiten kann.

Diese Materialien können von den Lehrenden selbst erstellt oder von Plattformen wie YouTube bezogen werden.

Die Lernenden haben somit die Möglichkeit, den Lernstoff in ihrem eigenen Tempo zu bearbeiten und sich gezielt auf die Themen zu konzentrieren, die ihnen Schwierigkeiten bereiten.

Im Klassenraum stehen dann die Vertiefung und die Anwendung des Gelernten im Vordergrund. Der Lehrende kann hierbei auf verschiedene Methoden zurückgreifen, wie zum Beispiel Diskussionen, Gruppenarbeit oder Projektarbeiten.

Auch die Möglichkeit zur individuellen Förderung und zum Lerncoaching wird mit dem Inverted Classroom geboten.

Vorteile

Eines der Hauptargumente für den Inverted Classroom ist, dass er es den Lernenden ermöglicht, sich den Unterrichtsstoff in ihrem eigenen Tempo zu erarbeiten.

Da die Vorlesungen als Hausaufgaben zur Verfügung gestellt werden, können Lernende, die den Stoff schneller verstehen, schneller vorankommen, während Lernende, die mehr Zeit benötigen, den Stoff in ihrem eigenen Tempo durcharbeiten können.

Ein weiteres Argument für den Flipped Classroom ist, dass er die Beteiligung der Lernenden erhöht, weil der Klassenraum für aktive Lernaktivitäten genutzt wird. Im Gegensatz zu traditionellen Vorlesungen, bei denen die Lernenden passiv zuhören müssen, haben sie im Flipped Classroom die Möglichkeit, den Stoff aktiv zu diskutieren und zu verarbeiten.

Ein weiterer Vorteil des Inverted Classroom ist, dass er die Rolle des Lehrenden verändert. Statt als reiner Wissensvermittler tritt der Lehrende als Coach und Moderator auf, der die Lernenden bei ihrem Lernprozess unterstützt und fördert.

Dies führt zu einer stärkeren Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Lernenden und fördert zudem durch die gemeinsamen Anwendungsübungen die sozialen Kompetenzen.

Bedenken

Es gibt jedoch auch Kritik am Inverted Classroom.

Einige Lehrende argumentieren, dass es schwierig sein kann, die Lernenden dazu zu bringen, die Vorlesungen als Hausaufgaben anzusehen, insbesondere wenn sie kein Interesse an dem Thema haben. Zudem kann es vorkommen, dass sie das Lernmaterial zu Hause nicht vollständig bearbeiten können, was zu Schwierigkeiten im gesamten Unterrichtsvorhaben führen kann.

Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Gleichheit des Zugangs zu technologischen Ressourcen, da nicht alle Lernenden Zugang zu einem Computer oder einer stabilen Internetverbindung haben.

Deshalb ist es wichtig, dass die Lehrenden bei der Einführung des Inverted Classroom gut vorbereitet sind und darauf achten, dass alle Lernenden tatsächlich die notwendigen Voraussetzungen für den Einsatz dieser Methode mitbringen.

Kurze Gesamtschau

Der Inverted Classroom ist ein Lehr-Lern-Ansatz, bei dem Lernende zunächst zu Hause oder online selbstständig Lernmaterialien bearbeiten und danach im Unterricht gemeinsam mit ihren Lehrenden vertiefend auf das Gelernte eingehen.

Dieser Ansatz hat einige Vorteile:

  • Die Lernenden können das Lernmaterial in ihrem eigenen Tempo bearbeiten und sich auf die Aspekte konzentrieren, die sie besonders interessieren oder bei denen sie Schwierigkeiten haben.
  • Der Unterricht kann sich mehr auf die Anwendung und Vertiefung des Gelernten konzentrieren, anstatt Zeit für die Vermittlung von Grundlagen aufzuwenden.
  • Der Inverted Classroom ermöglicht eine individuellere Förderung, da die Lernenden unterschiedliche Lernbedürfnisse haben.
  • Er fördert die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Lernenden.

Es gibt auch einige Nachteile, die berücksichtigt werden sollten:

  • Der Inverted Classroom setzt voraus, dass die Lernenden motiviert und eigenständig lernen können. Wenn diese Voraussetzungen nicht gegeben sind, kann der Ansatz weniger erfolgreich sein.
  • Es kann schwierig sein, geeignete Lernmaterialien zu finden oder selbst zu erstellen.
  • Der Inverted Classroom kann für Lehrende eine Umstellung bedeuten, bei der sie ihren gewohnten Unterrichtsstil verändern müssen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Inverted Classroom ein vielversprechender Ansatz ist, der in bestimmten Kontexten sehr gut funktionieren kann. Es ist jedoch wichtig, die eigenen Ziele und Ressourcen sorgfältig abzuwägen, bevor man sich für diesen Ansatz entscheidet.