12. August 2020 – Die Crew von The Conversation fand heraus, dass gut gemachte Videos durchweg hilfreich für das Lernen sind. Sie skizziert mehrere Gründe dafür, die auch dabei helfen sollen, besseren Frontalunterricht zu geben.

Ich fasse hier diese vier wertvollen Tipps für Sie auf eine nachvollziehbare Weise zusammen.

Ihr erster Hinweis:

Videos nutzen mehrere Medienformate

Die Lernenden rezipieren zwei Hauptkanäle: was sie sehen und was sie hören.

Aus diesem Grund, so das Team von The Conversation,  funktionieren Videos besser als Bücher, Websites oder Podcasts, welche nur einen Kanal nutzen.

Lehrende sollten darauf achten, dass sie nützliche visuelle Darstellungen zeigen, die perfekt auf die gesprochene Erklärung abgestimmt sind.

Dazu lassen sie den Psychologen Michael Noetel im folgenden Video zu Wort kommen.

Dieses Video zeigt, wie Lehrende ihren Unterricht durch den rechtzeitigen Einsatz verschiedener Medienformen verbessern können.

Michael Noetel schreibt selbst zu seinem Video:

Menschen lernen besser, wenn wichtige Dinge zeitlich richtig getaktet werden, wenn sie nebeneinander stehen und wenn sie eine Sache nach der anderen lernen. Diese drei Prinzipien werden als zeitliche Kontiguität, räumliche Kontiguität und Segmentierung bezeichnet.

Zeitliche Kontiguität: Wenn Sie möchten, dass sich die Schülerinnen und Schüler jeweils auf eine Sache konzentrieren, versuchen Sie, jeweils nur eine Sache zu präsentieren. Dies kann für Folien, Diagramme, Bilder oder einfach für alles gelten, was Sie anzeigen.

Räumliche Kontiguität: Wir wollen, dass Dinge, die sich aufeinander beziehen, so nah wie möglich beieinander liegen.

Segmentierung: Wir wollen das Lernen in kleine, sinnvolle Segmente aufbrechen. Wenn wir eine lange Unterrichtsstunde anbieten, ohne die Möglichkeit, die Dinge aufzubrechen und das Gelernte zu üben, fällt es den Schülern schwer, sich an alles zu erinnern, was passiert ist, geschweige denn, es tief zu verstehen. Wenn wir stattdessen das Lernen in kurze Abschnitte wie diese Videos aufteilen, lernen die Schülerinnen und Schüler besser.

 

Der zweite Hinweis:

Videos überlassen die Lernkontrolle den Lernenden

Mit Videos können die Lernenden kontrollieren, wie schnell sie lernen – dies ist ja auch eines der Grundprinzipien des Inverted-Classroom-Modells.

Lernende  können uns(er Video) beschleunigen, verlangsamen, anhalten, um sich Notizen zu machen oder eine Pause zu gönnen. So werden sie nicht mehr von uns Dozierenden und von unserer eigenen Vorgehensweise überfordert.

Den Begriff „Beherrschendes Lernen“ (Mastery Learning) gibt es schon seit langem. Dieser Aspekt verbessert das Lernen in der Hochschule.

Hierzu hat die Crew ein Video ausgesucht, in dem gezeigt wird, was Beherrschendes Lernen leisten kann: 

Die Khan-Akademie präsentiert sich hier als ein Beispiel für das Erlernen von Meisterschaft in der Schule.

Der Klappentext zu diesem Video ist eindeutig:

Haben Sie jemals versucht, etwas zu lernen… und Sie konnten es einfach nicht? 😣
Es liegt nicht an Ihnen. Es ist nur die traditionelle Herangehensweise an das Lernen.

 

Ein dritter Hinweis:

Mit Videos das Lernen autenthisch machen

Die Crew geht davon aus, dass Videos Dinge authentischer zeigen können als Vorlesungen / Vorträge.

Bei der Lehrveranstaltung in einem Seminarraum können Rollenspiele und Simulationen das Lernen authentisch machen. Vorlesungen können zudem authentisch sein, wenn Gastredner*innen eingeladen werden.

Aber auch Videos können diese Art von Authentizität schaffen. Anstatt die Gastredner*innen jedes Semester neu zu belasten, nimmt man einfach Gespräche mit ihnen auf, sodass die Studierenden jahrelang von ihnen lernen können und auch nicht im Falle von Abwesenheit diese praktischen und notwendigen Inhalte verpassen.

Per Video können wir auch reale Situationen zeigen, die im Unterricht nicht möglich sind, wie z. B. Herz-Lungen-Wiederbelebung, technische Prozesse oder Bauarbeiten.

Authentisches Lernen mit entsprechend erstellten Videos kann die Studierenden motivieren und steigert den Lernerfolg.

The Conversation untermauert den Tipp mit einem entsprechenden Video:

Nur einige Physikstudenten waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um die Sonnenfinsternisse von 2017 zu sehen, aber alle können sie nun auf Video beobachten.

Hier der übersetzte Text der Videobeschreibung:

Die totale Sonnenfinsternis von Madras, Oregon, am 21. August 2017. Als der Mond vor der Sonne vorüberzog, den Tag zur Nacht machte und die Korona der Sonne enthüllte, konnte ich wohl nur denken: „Ach du meine Güte!

Besonderen Dank an die Unterstützer von Patreon:
Nathan Hansen, Donal Botkin, Ron Neal, Zach Mueller, Jeff Straathof, Curational, Tony Fadell

Alle sagen, man solle seine erste Sonnenfinsternis nicht fotografieren, und ich denke, sie könnten Recht haben. Ich habe mich darauf konzentriert, die richtige Belichtung für Baileys Perlen und den Diamantring zu finden, sowie darauf, die Korona und die Sonneneruptionen zu fotografieren. Das war ein bisschen stressig, aber ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Dieses Video enthielt ursprünglich mehr Informationen, aber da ich es aus Madras hochlade, wo das Internet träge ist, habe ich drei Minuten herausgeschnitten, damit der Upload noch vor meiner Abreise stattfinden konnte.

Besonderer Dank gilt auch Dr. Teagan Wall, der diese Erfahrung mit mir teilte, und Raquel Nuno, die mich inspirierte, nach Oregon zu kommen.

Musik von http://epidemicsound.com „Spinning Earth 2“ und
Kevin MacLeod http://incompetech.com „Großes Mojo“

Der vierte Hinweis:

Videos machen das Lernen interaktiv

Auch die Interaktivität ist für das Lernen entscheidend. Dozenten können den Unterricht durch offene Fragen, Pop-Quiz und Diskussionen in Kleingruppen interaktiv gestalten.

Die Crew von The Conversation hat jedoch festgestellt, dass ein Video in der Regel genauso interaktiv oder sogar interaktiver ist als die meisten Vorlesungen – weil die meisten Vorlesungen gar nicht so interaktiv sind.

Sie empfehlen daher Technologien für Interaktivitäten, mit denen wir Lehrenden unsere Fragen und auch Feedback leicht in Videos einbetten können: EdPuzzle und H5P.

Zu diesem vierten und sicherlich besonders bedenkenswerten Tipp verweist die Crew auf das Infovideo zu EdPuzzle: 

Edpuzzle ist eine von vielen kostenlosen Plattformen zum Hinzufügen von Interaktivität zu Videos für das Online-Lernen.

EdPuzzle bietet offenbar einige interessante Möglichkeiten an und könnte womöglich neben H5P ebenfalls zum Einsatz kommen.

Beachten wir aber bitte unbedingt die Vorgaben der DSGVO. Bei EdPuzzle stellt man seine Kreationen öffentlich nutzbar ein, und die Möglichkeiten der Pro-Version sind ebenfalls nicht zu empfehlen, da die Weitergabe personenbezogener Daten unserer Lernenden an das US-Unternehmen kurz gesagt nicht zulässig wären.

H5P ist hingegen ein norwegisches Produkt und hält die EU-Vorgaben zum Datenschutz ein.

In unserer Masterclass zeigen wir zahlreiche Beispiele für den Einsatz von Interaktivitäten mit H5P und erklären auch, wie man sie selbst bei geringem Zeitaufwand realisieren und integrieren kann.

 

Fassen wir abschließend kurz zusammen, was die Tipps uns mitgeben wollen

  1. Das Gezeigte und das Gesprochene in unseren Videos muss stets in logischem Zusammenhang stehen – also keine „Bild-Ton-Konkurrenz“ aufkommen lassen!
  2. Strukturen wir unsere Videos und berechnen wir ihre jeweiligen Laufzeiten stets so, dass „Beherrschendes Lernen“ möglich wird!
  3. Produzieren wir nicht nur Vorlesungsinhalte auf Video, sondern auch Gespräche mit Expert*innen, virtuelle Exkursionen sowie Aufzeichnungen von Vorgängen, die live „mal eben“ nicht verfügbar wären!
  4. Bauen wir – wann immer sinnvoll und hilfreich – Interaktivitäten in unsere Videos ein!

Weitere Tipps und Anleitungen erhalten Sie in unserer Masterclass.