11. August 2020 – Als Reaktion auf die Corona-Pandemie hat seit Frühjahr 2020 fast jede Bildungseinrichtung ihre Lehre (auch) online angeboten. Die beiden Lehrformen sind Live-Videokonferenzen mit Tools wie Zoom sowie die Vorabaufzeichnung von Videos und deren Bereitstellung auf Plattformen wie YouTube.

Nun stellt sich die Frage: können voraufgezeichnete Videos ebenso wie Live-Videokonferenzen ein guter Ersatz für den Live-Unterricht im konventionellen Klassenraum sein?

The Conversation (UK) hat in einem aktuellen Beitrag dazu Meinungen und Forschungsergebnisse zusammengetragen.

Dabei haben sie interessante Aspekte gefunden und ihre Funde mit Quellenangaben versehen:

  • Den Studierenden ist es demnach egal, ob sie online oder von Angesicht zu Angesicht lernen.
  • Ihr Lernen hat dabei nichts mit ihrer Zufriedenheit zu tun, wie Lehrende oft annehmen.
  • Ihre Zufriedenheit steht vielmehr in Zusammenhang mit der physischen Attraktivität ihrer Lehrenden.

Videos verbessern das Lernen

Die Autoren haben eine systematische Überprüfung durchgeführt, um zu erfahren, was passiert, wenn Videos den Unterricht ersetzen. Sie suchten dafür Studien, in denen das Lernen gemessen wurde, nachdem die Studierenden Videos zum Lernen erhalten hatten.

Um sicherzustellen, dass sie echte Lernunterschiede und nicht nur die Präferenzen der Studenten untersuchten, schlossen sie Studien aus, die nur nach Meinungen fragten, und solche, die nicht randomisiert waren.

Sie fanden mehr als 100 Studien. Bei einem Viertel der Fälle waren zusätzlich zu den vorhandenen Inhalten Videos bereitgestellt worden. Wie zu erwarten war, lernten Studierende, die zusätzliche Inhalte erhielten, mehr.

Daraus folgerten sie, dass man das Lernen der Studenten erheblich verbessern kann, wenn man auch Videos anbietet –vor oder nach dem Unterricht.

Wenn Videos bestehende Methoden begleiteten, gab es enorme Vorteile für das Lernen der Studenten.

Spannend war dann die Frage, was geschah, als wir alle das bisherige Präsenzlernen gegen Videos austauschten, wie es viele Lehrenden jetzt ja auch weiterhin tun müssen.

Erfolgreich: Ersatz der Live-Klassenräume durch Videos

Aus 83 Studien zu dem Umbruch, als Unterricht vor Ort durch Videos ersetzt wurde, zeigte sich: In etwa 75 % der Fälle lernten die Studenten mehr, wenn sie ein Video statt einer Klasse erhielten!

Die Auswirkungen waren gering (etwa +2 Punkte), aber sie begünstigen durchweg Videos. Sie waren größer, wenn Videos Bücher ersetzen (+7 Punkte) oder wenn Videos statt Wissen zur Vermittlung von Fertigkeiten eingesetzt werden (+6 Punkte).

Dabei spielte es offensichtlich keine Rolle, ob die Videos gegen Vorträge oder Tutorials getauscht wurden. Es spielte keine Rolle, ob die Videos für eine Unterrichtsstunde oder ein ganzes Semester verwendet wurden. Und es spielte keine Rolle, ob die Prüfung direkt nach dem Video oder am Ende des Semesters stattfand.